Der Streik der Piloten stößt auf Unverständnis – warum eigentlich?

Die Piloten der Lufthansa streiken. Kaum eine andere Gewerkschaft hat noch so viel macht, höchstens noch die weiteren kleinen Vereinigungen der Fluglotsen oder Lokführer. In den Medien stößt der Streik der Piloten für mehr Gehalt auf Unverständnis. Allgemeiner Tenor: „Die sind doch schon gut bezahlt, jetzt sollen die auch mal sparen.“

Es ist schon komisch was sich in diesem Land mittlerweile für eine Mentalität breit gemacht hat, wenn es um gerechte Bezahlung geht. Die Gutverdiener sollen sich an den Geringverdienern orientieren und nicht umgekehrt. Das ist eine erstaunliche Entwicklung der letzten Jahre, die ihren Ursprung in der Regierung Schröder mit der Agenda 2010 genommen hat.

Mit der Einführung der Agenda 2010 wurde dem Dumpinglohn das Tor weit geöffnet, gestern hat die neue große Koalition beschlossen die Tür weiterhin offen zu lassen, nur vielleicht einen Spalt kleiner.

Gemessen an den anderen Berufen verdienen Piloten nach wie vor sehr gut, ohne Frage. Das liegt aber daran, dass die meisten anderen in den letzten Jahren Lohneinbußen hinnehmen mussten. Neueinstellungen von Fachangestellten fangen nicht selten mit 1.200 brutto an. Das ist das Verdienst der Agenda 2010 und Ursache für das deutsche Wirtschaftswachstum.

Ich betone „Wirtschaftswachstum“, denn das einzige was in Deutschland wächst ist das Vermögen der Unternehmen und Gesellschafter. Die Binnenkonjunktur liegt am Boden, ebenso die privaten Haushalte, die immer häufiger in die Privatinsolvenz rutschen.

Warum die Lufthansa-Piloten nicht streiken dürfen? Weil sie branchenübergreifend eine der letzten Bastionen auf Arbeitnehmerseite sind, die noch nicht mit drastischen Sparmaßnahmen belegt wurden.

Es ist unfassbar, dass jetzt eine Bundesregierung mit der SPD plant solche kleinen Gewerkschaftstreiks zu verbieten. Wer noch immer nicht verstanden hat, dass die SPD nach wie vor die gleiche SPD ist, die mit Gerhard Schröder die Agenda 2010 einführte, dem ist nicht zu helfen.

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