Alles Elite, oder was?

In einer Studie fand der Eliteforscher Michael Hartmann heraus, dass die Sprösslinge von leitenden Angestellten, Beamten im höhern Dienst, Freiberuflern und Unternehmern in Spitzenpositionen der deutschen Wirtschaft dominieren. Der Erfolg basiert vor allem auf dem Leistungsprinzip, dass diese Schicht schon mit der Muttermilch aufgesaugt hat: Fremdsprachenkenntnisse, ein guter Uni-Abschluss in Regelstudienzeit, Auslandaufenthalte und der Aufbau von Netzwerken im ausseruniversitären Bereich gehören zum Status Quo, noblesse oblige und bilden das Rüstzeug, um nach oben zu kommen.
Dabei können Absolventen aus solventen Kreisen auf die Herkunft und Beziehungen ihrer Eltern zurückgreifen. Praktika in renommierten Unternehmen pushen den Lebenslauf und bilden oft den entscheidenden Einstieg in die Karriere, der Bewerbern aus der Mittelschicht ohne Vitamin B verschlossen bleibt. Gleich und Gleich gesellt sich gern.

Laut Hartmann überzeugt die junge Elite auch mit Persönlichkeit, die sich durch selbstsicheres Auftreten, Kommunikationsstärke, Durchsetzungsfähigkeit oder etwa Verantwortung ausdrückt. Im sozialen Milieu werden die Inhalten tagtäglich gelebt und in Gesprächen, Einstellungen und Meinungen weitergegeben. Die Studie kristallisiert, dass gerade in dieser Schicht vermehrt diese Kompetenzen auftreten. Bildung und Karriere werden bewusster wahrgenommen, geplant und durch vermehrte Informationen über Weltlage, Perspektiven und das Wissen um Zusammenhänge gefördert. Die fianzielle und ideelle Unterstützung rundet die Entwicklung ab und sichert sie.

Hört sich deprimierend an, wenn man nicht dazu gehört, oder?

Sich auf dem guten Namen auszuruhen führt jedoch nicht zwangsläufig zum Ziel, Entscheidend für einen erfolgreichen und vielversprechenden Job ist weiterhin, und über „geerbte Elite“ hinaus, die individuelle Leistung. Zwar haben die Analyse der Sozialstruktur und Pisa gezeigt, dass in keinem europäischen Staat die Bildungschancen so stark mit der Herkunft gekoppelt sind wie in Deutschland, doch steigt gerade aus der Mittelschicht die Zahl der Studierenden und Hochschulabschlüsse.

Ich hoffe ja weiterhin auf Chancengleichheit, und dass nicht nur das Handicap auf dem Golfplatz ausschlaggebend ist.

Quelle: Der Monat

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