Den ganzen Tag mit Kindern basteln, malen und spielen ist bei weitem nicht alles, was Erzieherinnen in ihrem Berufsalltag machen. Bei der Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieher/in musst du dich vielen täglichen Herausforderungen stellen. Lies weiter und erfahre, ob die Ausbildung für dich die richtige ist.
Das Hauptbetätigungsfeld im Beruf Erzieher/in liegt im Bereich der vorschulischen Erziehung in Kinderhorten, Kindertagesstätten und Kindergärten. Hinzu kommen die Arbeitsfelder in der Heimerziehung und in der Jugendarbeit. Diese Institutionen haben staatliche oder kirchliche Träger, es gibt aber immer mehr Elterninitiativen oder Einrichtungen, welche von Unternehmen für die Kinder ihre Mitarbeiter eingerichtet werden.
Erzieher betreuen Kinder und fördern diese altersgerecht. Die Vermittlung von gesellschaftlichen Werten und Normen gehört genauso dazu wie die sportliche Förderung von Motorik und Körperbewusstsein oder die Förderung von geistigen Fähigkeiten durch spielerische Aktivitäten.
Durch Beobachtung der Kinder und intensiven Kontakt zu den Eltern bekommt der Erzieher/die Erzieherin ein ganzheitliches Bild des Kindes, um hier präventiv tätig zu werden, wenn Probleme abzusehen sind oder festgestellt werden. Hier ist eine Dokumentation über den Entwicklungsstand unbedingt notwendig, um Entwicklungen feststellen zu können.
Eltern beurteilen Erziehungsmethoden sehr unterschiedlich, weshalb hier sehr oft ein Aufklärungsbedarf besteht. Zudem ist es für Eltern sehr schwierig das Kind einer Einrichtung zu überlassen, weil es einen ersten „Abnabelungsprozess“ darstellt. Der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zwischen der Bezugsperson des Kindes und den Eltern ist daher notwendig.
- Die Kinderbetreuung ist ein Berufsbild, welches zu 96 Prozent von Frauen ausgeübt wird.
- In den 70er Jahren ist der Beruf aus der Zusammenfassung der Ausbildungen von Kindergärtner/in, Hortner/in und Heimerzieher/in entstanden.
- Die überwiegende Mehrzahl der Erzieher arbeitet im Kindergarten, weshalb im allgemeinen Sprachgebrauch immer noch der Begriff Kindergärtnerin bzw. Kindergärtner fällt.
- In der ehemaligen DDR trug der Beruf offiziell die Bezeichnung Kindergärtner/in.
Gehalt als Erzieher/Erzieherin
Der Beruf der Erzieherin gilt allgemein als unterbezahlt, ebenso wie andere Berufe im sozialen Bereich. Soziale Arbeit wird in unserer Gesellschaft oft nicht entsprechend der Leistung und Anforderung bezahlt.
Der Verdienst im öffentlichen Dienst ist tariflich geregelt. Das Gehalt richtet sich nach der Entgeltgruppe 6 und liegt bei ca. 1.900 bis 3.000 Euro, je nach Stufe. Die Zuordnung innerhalb der Entgeltgruppe nach den einzelnen Stufen, erfolgt aufgrund von Qualifikation Aufgabenbereich oder beruflicher Erfahrung.
Außerhalb des öffentlichen Dienstes wird in der Regel ein Gehalt ausbezahlt, dass sich an den Tarifverträgen orientiert. Der Verdienst kann aber unabhängig davon vereinbart werden und deutlich unter dem Tarif liegen.
Ausbildung als Erzieher/Erzieherin
Die Ausbildung bzw. Weiterbildung als Erzieher/in ist eine schulische Berufsausbildung, die an einer Berufsfachschule oder in einer anderen Schulform erlernt werden kann. Die Ausbildungsdauer richtet sich nach Umfang und Art der Ausbildung, sie kann zwischen 2 und 4 Jahren betragen.
In der Regel besteht die Möglichkeit während der Ausbildung die Fachhochschulreife oder allgemeine Hochschulreife zu erwerben. Oftmals wird anschließend, nach einer gewissen Berufserfahrung, ein Studium als Sozialpädagoge/Sozialpädagogin zur Weiterbildung bzw. Weiterentwicklung ins Auge gefasst.
Jede Schule kann die Kriterien zur Auswahl der Bewerber selbst bestimmen. Diese Regelungen sind in den verschiedenen Bundesländern jedoch unterschiedlich. Normalerweise ist der mittlere Bildungsabschluss die Mindest-Voraussetzung für die Aufnahme.
Verlangt werden können ein polizeiliches Führungszeugnis, die Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs oder ein Gesundheitszeugnis. Weil in diesem Bereich sehr viele kirchliche Bildungsträger aktiv sind, kann die Konfession eventuell eine Rolle spielen.
In der theoretischen Ausbildung werden sämtliche Grundlagen vermittelt, die für diesen Beruf relevant sind. Der Inhalt reicht von sozialpädagogischen Grundlagen, rechtlichen Sachverhalten, über Religionspädagogik bis hin zu allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch oder Politik.
Der praktische Teil erfolgt durch Betriebspraktika oder Projektarbeiten in Einrichtungen. Hierdurch lernen Erzieher nicht nur die Arbeitsbedingungen kennen, sondern sammeln auch Berufserfahrung und Wissen, um schwierige Situationen zu meistern.
Um als staatlich anerkannte ErzieherIn arbeiten zu können, müssen mündliche, praktische und schriftliche Prüfungen absolviert werden. Die Anerkennung erfolgt aber erst nach dem sogenannten Anerkennungspraktikum, welches im Anschluss der Ausbildung zur Erzieherin absolviert werden muss.
Eine Vergütung während der Ausbildung erfolgt nicht. Erst im Anerkennungspraktikum wird ein Gehalt bezahlt, welches bei Einrichtungen, die sich an den Tarif des öffentlichen Dienstes anlehnen ca. 1.200 Euro (Neue Bundesländer: ca. 1.100 Euro) brutto beträgt.
Jedes Kindesalter bietet in diesem Beruf eine neue Herausforderung.
Eigenschaften und Voraussetzungen
Wer sich für diesen Beruf entscheidet sollte natürlich sehr gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeiten wollen. Eine Abneigung gegen kleine Kinder oder pubertierende Jugendliche sollte ein Ausschlusskriterium sein.
Immer ein offenes Ohr zu haben, sensibel und feinfühlig auf Kinder einzugehen und eine gute Empathie sind erforderlich. Unbedingt sollte sich die Erzieherin durchsetzen können und Kindern und Jugendlichen konsequent Grenzen aufzeigen.
Was sehr viele unterschätzen ist die tägliche Geräuschkulisse denen die Erzieherinnen zum Beispiel in einem Kindergarten ausgesetzt sind. Kinder sind nun einmal laut, vor allem in der Gruppe. Hier müssen Regeln geschaffen werden, die ein erträgliches Maß schaffen. Trotzdem gehört die Lautstärke zum beruflichen Alltag, was einen zusätzlichen Stressfaktor darstellt. Wer sehr geräuschempfindlich ist, sollte sich besser nicht für das Berufsbild der Erzieherin entscheiden.
Video zum Berufsbild Erzieher/Erzieherin
Bewerbung als Erzieher/Erzieherin
Die Bewerbung als Erzieher/in ist bereits beim Berufspraktikum wichtig. Im Idealfall findet nach dem Praktikum eine Übernahme in ein Angestelltenverhältnis statt.
Eine Bewerbung erfolgt auf dem klassischen Weg mit Bewerbungsschreiben und tabellarischem Lebenslauf in einer Bewerbungsmappe, welche ebenso die notwendigen und aussagekräftigen Zeugniskopien beinhaltet. Richten Sie im Bewerbungsanschreiben Ihr Augenmerk nicht nur auf die Qualifikation, sondern ebenso auf Ihre Motivation. Nehmen Sie im Bewerbungsschreiben den Bezug zum Stellenangebot auf und vergessen Sie nicht, das Bewerbungsanschreiben liegt „auf“ der Bewerbungsmappe, nicht innen.
Der Lebenslauf erfolgt in tabellarischer Form, falls nicht anders gewünscht. Das Bewerbungsfoto kann auf dem Lebenslauf der Bewerbung platziert werden, oder aber auf einem Deckblatt, welches dann die Einstiegsseite der Bewerbungsmappe bildet.
Sollte die Möglichkeit bestehen, dann ist eine persönliche Übergabe der Bewerbungsunterlagen beim Arbeitgeber immer sehr sinnvoll. Eventuell entsteht so ein erster positiver persönlicher Eindruck der durchaus hilfreich sein kann.
Beschäftigungszahlen und Trends
Innerhalb der EU gibt es unterschiedliche Ausbildungsstandards was den Beruf innerhalb der Kinderbetreuung und Kindererziehung angeht. Die meisten europäischen Länder bilden Erzieher an Hochschulen aus. Dies geschieht zum Teil jetzt in Deutschland ebenfalls und wird in den kommenden Jahren vermutlich die jetzige Ausbildungsform ganz ablösen.
Ein zunehmender Migrantenanteil in der Bevölkerung erweist sich zudem als problematisch, viele Erzieher können sich nicht mehr mit den Kindern verständigen. Die Sprachförderung wird daher oft zu einem festen Bestandteil der täglichen Arbeit.
Insgesamt werden die Anforderungen für Erzieher/Erzieherinnen immer höher, was sich allerdings noch nicht in der Vergütungsstruktur bemerkbar macht.
Die Arbeitsmarkt-Aussichten sind für diesen Beruf jedoch sehr gut. Allein durch den geplanten flächendeckenden Ausbau von Ganztagsangeboten in Schulen und Kitas wird es in den nächsten Jahren einen steigenden Bedarf an Erziehern geben.
Männliche Erzieher haben nach wie vor gute Aussichten auf einen Arbeitsplatz und sind bei sozialen Einrichtungen gesucht.
Besonders im Bereich der Betreuung von Kindern bis zu 6 Jahren, in der Kita oder dem Kindergarten, ist es enorm wichtig geworden, die Kinder ganzheitlich zu betrachten. Frühzeitige Erkennung von Entwicklungsdefiziten motorischer oder sensorischer Art, können bei frühzeitiger Erkennung gezielt gefördert werden.
Quelle: Beschäftigten- und Arbeitslosen-Statistik der Bundesagentur für Arbeit (IAB Forschungsgruppe Berufliche Arbeitsmärkte).
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