Anthropologe/Anthropologin – Studium, Ausbildung, Berufsbild und Gehalt

Anthropologie ist die Lehre vom Menschen als Individuum und in seiner Gesamtheit. Die Gegenwart, die Vergangenheit und die Zukunft des menschlichen Verhaltens und der Sozialisation stehen zur Analyse.

Der Arbeitsmarkt für Anthropologen ist relativ überschaubar und beschränkt sich weitgehend auf den öffentlichen Bereich in Universitäten, Archiven oder Bibliotheken. Verlage und andere Nischen bieten einem Anthropologen als Mitarbeiter, Autor oder Publizist eine berufliche Perspektive.

Für die Anthropologie lassen sich drei Fachbereiche abgrenzen, die biologische Anthropologie, die Sozial- und Kulturanthropologie sowie die Industrieanthropologie.

Der letztgenannte Bereich untersucht den Menschen in der modernen Arbeitswelt unter ergonomischen Aspekten. Sozialanthropologie und Kulturanthropologie sind eng verknüpft mit den interdisziplinären Bereichen Psychologie und Soziologie. Die Untersuchung findet hier innerhalb der Kulturentwicklung statt und analysiert Bereiche wie Jugendkultur und Konsumverhalten.

Die biologische Anthropologie hat die Evolutionsbiologie im Fokus, weshalb auch die Primatenforschung und die daraus abgeleitete Differenzierung und Abgrenzung von Hominiden wesentlicher Bestandteil ist.

Die Aufgabenbereiche sind dementsprechend sehr vielfältig und die Branchen reichen von der Gerichtsmedizin bis hin zum Verlag. Der Mensch und seine Kultur stehen dabei immer im Vordergrund.

Gehalt und Verdienst als Anthropologe

Das Gehalt eines Anthropologen variiert stark je nach Land, beruflicher Erfahrung, Spezialisierung und der Art der Anstellung (z.B. akademische Position, Arbeit in der Privatwirtschaft oder im öffentlichen Sektor). Hier sind grobe Durchschnittswerte:

Deutschland: Das Bruttogehalt eines Anthropologen kann im Durchschnitt zwischen 40.000 und 60.000 Euro pro Jahr liegen. Akademische Positionen an Universitäten oder Forschungseinrichtungen können höhere Gehälter bieten.

Österreich: In Österreich kann das Bruttogehalt eines Anthropologen durchschnittlich zwischen 45.000 und 65.000 Euro pro Jahr liegen.

Schweiz: Hier liegt das durchschnittliche Bruttogehalt eines Anthropologen zwischen 70.000 und 90.000 Schweizer Franken pro Jahr.

Vereinigte Staaten: Innerhalb der USA kann das Jahresgehalt eines Anthropologen im Durchschnitt zwischen 50.000 und 70.000 US-Dollar liegen. Akademische Positionen an renommierten Universitäten oder in der privaten Forschung können höhere Gehälter bieten.

Studium und Ausbildung zum Anthropologen

Die Ausbildung in der Anthropologie erfolgt an einer deutschen Hochschule in einem Bachelorstudium oder einem Masterstudium. Als eigenständiger Studiengang existiert nur die Kultur- und Sozialanthropologie, alle anderen Formen werden entweder als Nebenfächer angeboten, oder aber als Schwerpunkte innerhalb anderer Studiengänge.

Spezialisierte Aufgaben und Führungspositionen erfordern nicht selten ein Masterstudium, welches nach dem Bachelorstudium angehängt wird. Das Bachelorstudium dauert 3-4 Jahre und das zusätzliche Masterstudium nochmals 1-2 Jahre. Je nach Studium können Praktika verpflichtend sein oder zumindest empfohlen werden.

Das Studium der Anthropologie ist inhaltlich breit gefächert und umfasst verschiedene Teilbereiche der Disziplin. Hier ist eine typische Struktur eines Anthropologie-Studiums:

Bachelor-Studiengang (B.A. oder B.Sc.)

Grundlagenmodule: Einführung in die Anthropologie, Geschichte und Theorien der Anthropologie, Methoden der Feldforschung, Grundlagen der Kulturanthropologie, physischen Anthropologie und/oder Archäologie.

Kernmodule: Vertiefung in spezifische Teilbereiche wie Sozialanthropologie, Kulturanthropologie, Medizinische Anthropologie, Archäologie, Linguistische Anthropologie, etc.

Wahlpflichtmodule: Möglichkeit zur Spezialisierung in bestimmten Themenbereichen oder regionalen Schwerpunkten.

Praktika und Feldforschung: In vielen Studiengängen der Anthropologie ist es üblich, Praktika zu absolvieren oder an Feldforschungsprojekten teilzunehmen, um praktische Erfahrung zu sammeln.

Bachelorarbeit: Abschlussarbeit zu einem selbst gewählten Thema, die oft mit einem empirischen Forschungsprojekt verbunden ist.

Master-Studiengang (M.A. oder M.Sc.):

Vertiefung der Kenntnisse in spezifischen Teilbereichen der Anthropologie. Möglichkeit zur weiteren Spezialisierung oder Interdisziplinarität.

Masterarbeit: Abschlussarbeit, die in der Regel eine eigenständige wissenschaftliche Forschungsarbeit darstellt.

Promotion (Ph.D.): Bei Interesse und entsprechender Qualifikation besteht die Möglichkeit zur Promotion, die eine eigenständige wissenschaftliche Forschungsarbeit auf höchstem Niveau erfordert.

Eine Ausbildungsvergütung wird nicht gezahlt, wie bei allen Hochschulausbildungen, jedoch ist natürlich ein Förderung über ein Stipendium möglich. Zudem kann es zu Studiengebühren kommen, die je nach Bundesland und Hochschule zwischen 300,- und 500,- EUR liegen können.

In bestimmten Fällen kann eine Studiengebührenbefreiung beantragt werden, ebenso eine Studienfinanzierung nach dem BAföG.

Wer das Studium der Anthropologie beginnen möchte, der muss die fachgebundene oder allgemeine Hochschulreife vorweisen. Zusätzlich werden aber immer öfter hochschulinterne Auswahlverfahren eingeführt, wodurch eine weitere Selektion der Studienanfänger stattfindet, ebenso können bundeslandspezifische Vorgaben entscheidend sein.

Der Beruf forensischer Anthropologe ist aktuell sehr beliebt, was nicht zuletzt an verschiedenen Serien und Filmen liegt, die diesen Beruf der Öffentlichkeit vorgestellt und nahe gebracht haben.

Eigenschaften und Voraussetzungen in der Anthropologie

So vielfältig wie die Möglichkeiten in diesem Beruf, sind auch die Anforderungen, die sich nach dem jeweiligen Einsatzgebiet richten. Sie müssen zum Beispiel für eine Tätigkeit in der Gerichtsmedizin andere Eigenschaften mitbringen, als für die Arbeit bei einem Rundfunksender.

Eigenschaften:

Analytisches Denken: Anthropologen müssen in der Lage sein, komplexe soziale und kulturelle Phänomene zu analysieren und zu verstehen.

Interkulturelle Kompetenz: Da Anthropologen oft mit verschiedenen Kulturen in Kontakt kommen, ist interkulturelle Sensibilität und Kommunikationsfähigkeit entscheidend.

Forschungsorientierung: Gute Forschungsfähigkeiten, darunter Beobachtung, Datenerhebung und Analyse, sind unerlässlich.

Kommunikationsfähigkeit: Klare schriftliche und mündliche Kommunikation ist wichtig, da Anthropologen oft ihre Ergebnisse präsentieren und veröffentlichen müssen.

Neugier und Offenheit: Die Bereitschaft, sich mit neuen Kulturen, Ideen und Ansätzen auseinanderzusetzen, ist entscheidend.

Ethik und Empathie: Ethik ist ein wichtiger Bestandteil der anthropologischen Forschung, und Empathie ist wichtig, um sich in die Perspektiven anderer einzufühlen.

Voraussetzungen:

Ausbildung: Ein abgeschlossenes Studium der Anthropologie oder eines verwandten Fachs ist in der Regel erforderlich. Ein Master- oder Doktoratsabschluss kann für fortgeschrittene Positionen von Vorteil sein.

Forschungserfahrung: Praktische Erfahrung in Feldforschung, Datenerhebung und -analyse ist oft wichtig.

Sprachkenntnisse: Je nach Spezialisierung und Forschungsgebiet können Fremdsprachenkenntnisse von Vorteil oder notwendig sein.

Computerkenntnisse: Grundlegende Kenntnisse in der Anwendung von Computern und spezieller Software für Datenanalyse sind oft erforderlich.

Veröffentlichte Forschung: Für fortgeschrittene Positionen oder akademische Karrieren ist es oft hilfreich oder notwendig, Forschungsarbeiten veröffentlicht zu haben.

Zusätzliche Qualifikationen wie z.B. Kenntnisse in forensischer Anthropologie oder archäologischen Ausgrabungstechniken, erforderlich sein.

Was macht ein forensischer Anthropologe?

Ein forensischer Anthropologe ist ein Experte auf dem Gebiet der Anthropologie, der forensische Methoden und Kenntnisse nutzt, um menschliche Überreste zu identifizieren, zu analysieren und zu interpretieren.

Bewerbung als Anthropologe/Anthropologin

Für Anthropologen ist die Bewerbung mit Bewerbungsanschreiben, tabellarischen Lebenslauf und Zeugniskopien notwendig.

Immer öfter wird eine Online-Bewerbung verlangt, welche die postalische Bewerbung mittlerweile als Standard abgelöst hat. Viel wichtiger ist jedoch die inhaltliche Gestaltung der Bewerbung.

Das Bewerbungsanschreiben ist der „Türöffner“. Es beinhaltet die Qualifikation und die Motivation für die ausgeschriebene Position. Sich selbst gut zu vermarkten ist nicht immer einfach, jedoch notwendig, um sich von anderen Bewerbern abzuheben.

Das Curriculum Vitae wird tabellarisch gestaltet und bietet neben den persönlichen Daten einen Überblick der einzelnen schulischen und beruflichen Tätigkeiten.

Wenn möglich ist immer der persönliche Kontakt zum potenziellen Arbeitgeber zu suchen, sei es durch die persönliche Übergabe der Bewerbungsmappe oder die telefonische Nachfrage im Zusammenhang mit Details. Bei Jobs in kleineren Unternehmen ist das oftmals einfacher als in Industrieunternehmen oder dem öffentlichen Dienst.

Weitere Bewerbungstipps und Tricks!

Trends und Zukunft in der Anthropologie

Die zukünftigen Trends für den Beruf Anthropologe könnten sich in folgende Richtungen entwickeln:

Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Anthropologen könnten verstärkt mit Experten aus anderen Disziplinen zusammenarbeiten, um komplexe gesellschaftliche Herausforderungen anzugehen.

Digitale Anthropologie: Die Untersuchung von Online-Kommunikation, sozialen Medien und virtuellen Gemeinschaften könnte an Bedeutung gewinnen.

Angewandte Anthropologie: Anthropologen könnten vermehrt in nicht-akademischen Bereichen, wie Unternehmensberatung, Gesundheitswesen oder NGOs, tätig sein.

Kultur- und Sozialberatung: Anthropologen könnten gefragte Berater für interkulturelle Kommunikation, Diversitätsmanagement und soziale Integration werden.

Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung: Mit dem wachsenden Bewusstsein für Umweltprobleme könnten Anthropologen verstärkt in Projekten zur Nachhaltigkeit und Umweltschutz tätig sein.

Forschungsethik und Datenschutz: Angesichts ethischer Fragen im Zusammenhang mit Forschung und Datenschutz könnten Anthropologen verstärkt in der Entwicklung von Richtlinien und Best Practices involviert sein.

Gesundheitsanthropologie: Angesichts globaler Gesundheitsprobleme könnte die Gesundheitsanthropologie an Bedeutung gewinnen, insbesondere in der Public Health-Forschung.

Digitale Ethnographie und Datenauswertung: Mit der Zunahme digitaler Datenquellen könnten anthropologische Methoden zur Analyse dieser Daten an Bedeutung gewinnen.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Trends spekulativ sind und sich je nach wissenschaftlichem Fortschritt, gesellschaftlichen Entwicklungen und politischen Veränderungen weiterentwickeln können.

Ähnliche Berufsbilder:

Wie hat dir der Beitrag gefallen?

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (14 Bewertung(en), durchschnittlich: 3,71 von 5)

Alle Ausbildungsberufe von A - Z