Gerüstbauer/in – Ausbildung, Berufsbild, Gehalt und berufliche Perspektive

Du bist schwindelfrei und hast keine Angst für Höhen? Handwerkliches Geschick und eine gewisse körperliche Robustheit zählen zu deinen Eigenschaften? Dann könnte das Berufsbild für dich durchaus interessant sein.

Kirchen, Bürogebäude, private Wohnhäuser – hoch sind sie in der Regel alle. Doch hast du dir schon einmal überlegt, wie Maler oder andere Gewerke, beispielsweise die Fassade eines solchen Gebäudes anstreichen oder verputzen können?

Ohne Hilfe eines Gerüstbauers ist dies nicht möglich. Dieser muss die schwindelerregende Höhe aushalten, um den anderen Handwerkern ihre Arbeit überhaupt möglich zu machen.

Bist du auch jemand, der gut mit Höhe umgehen kann und möglichst viel Zeit im Freien verbringen möchte? Wie wäre es dann mit einer Ausbildung zum Gerüstbauer? Wir erläutern dir nachfolgend, welche Voraussetzungen du für diese Ausbildung mitbringen musst, wie die Verdienstmöglichkeiten sind und wie es um die berufliche Perspektive gestellt ist.

Video zu Ausbildung und Beruf als Gerüstbauer/in

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Gehalt als Gerüstbauer/in

Wer sich für den Beruf als Gerüstbauer interessiert, muss zunächst eine duale Ausbildung absolvieren. Während dieser Zeit verdient der Azubi im ersten Lehrjahr ca. 600 Euro (brutto) im Monat. Im zweiten Ausbildungsjahr steigt das Gehalt auf rund 800 Euro (brutto), während es im dritten Ausbildungsjahr bereits bei 1.050 Euro (brutto) monatlich liegt.

Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung verdient der ausgelernte Gerüstbauer anfangs zwischen 1.800 und 2.400 Euro (brutto) pro Monat. Je mehr Berufserfahrung nach der Ausbildung gesammelt wird, desto höher wird auch das Gehalt.

Dieses kann später – z.B., wenn ein Meistertitel erworben wurde – sogar zwischen 3.500 und 4.440 Euro (brutto) liegen. Dabei spielt allerdings die Größe des Betriebs eine Rolle, wo dieser angesiedelt ist und ob ein Tarifvertrag Anwendung findet oder nicht.

Ausbildung als Gerüstbauer/in

Die Ausbildung zum Gerüstbauer dauert drei Jahre und basiert auf dem dualen System. D.h. der/die Auszubildende besucht zum einen die Berufsschule, in welcher er theoretische Kenntnisse vermittelt bekommt. Die restliche Zeit arbeitet er im Betrieb, um praktische Erfahrungen sammeln zu können.

Ob die Berufsschule jede Woche an bestimmten Wochentagen besucht wird oder ob der Unterricht im Block – d.h. über einen längeren Zeitraum täglich – stattfindet, unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland.

In der Berufsschule wird dem Auszubildenden u.a. gelehrt, wie Baupläne zu lesen sind oder ihnen die relevanten Maße entnommen werden. Zudem erlernt er, Längen, rechte Winkel und Höhen richtig zu messen und wie der Bedarf oder die Lasten ermittelt werden.

Er lernt, verschiedene Hebelgesetze kennen, beschäftigt sich mit der Kräftelehre und mit Elektrizität sowie mit Druck und Druckspannung. Gleichzeitig werden dem Auszubildenden Kenntnisse im Arbeitsschutz vermittelt.

Er muss die Regeln für Flucht- und Rettungswege kennen, welche Schutzkleidung die Mindestanforderungen erfüllt und welche Sicherheitsabstände eingehalten werden müssen. Selbst die Lagerung der Gerüstelemente muss bestimmten Anforderungen gerecht werden.

Auf dem Lehrplan steht ebenso die Werkstoffkunde. Hier werden Stahl, Aluminium und andere Kunststoffe sowie Materialien und Hilfsstoffe näher beschrieben. Beispiele hierfür sind Dübel, Gerüsthalter, Balken, Ösen, Gitterträger, Flanschklemmen usw.

Auch die unterschiedlichen Mauerwerk- und Bodenarten oder Werkzeuge – wie der Gabelstapler – gehören zum Ausbildungsprogramm, um den Auszubildenden ideal auf seine praktischen Tätigkeiten vorzubereiten. Unter anderem wird er ebenfalls in die Arbeit am PC eingewiesen, wo der Gerüstbau geplant, der Materialbedarf ermittelt, Rechnungen geschrieben und Kundenanfragen beantwortet werden.

Im Ausbildungsbetrieb selbst wird häufig damit begonnen, dem Azubi alle Gerüstelemente sowie ihre Eigenschaften und Funktionen im Lager zu erklären. Danach folgt die Einweisung auf der Baustelle, wo zunächst – aus Sicherheitsgründen – nur auf dem Boden gearbeitet und z.B. das Material angegeben wird.

Mit steigender Erfahrung, wird der Auszubildende auch am Gerüst weiter aufsteigen dürfen. Zunächst darf dieser dann das Material annehmen und weitergeben, später darf er es auch verschrauben bzw. befestigen.

In der Regel wird ein Lehrling im dritten Lehrjahr in der Lage sein, das Gerüst eigenständig aufzubauen und anderen Teamkollegen Anweisungen zu geben.

1. Ausbildungsjahr:
600 Euro
2. Ausbildungsjahr:
800 Euro
3. Ausbildungsjahr:
1.050 Euro

Eigenschaften und Voraussetzungen für den Gerüstbau

Höhenangst ist in diesem Beruf ein Ausschlusskriterium. Auch wenn der Gerüstbauer niemals ungesichert arbeiten darf, ist eine gewisse Ruhe als Voraussetzung für die Ausbildung mitzubringen. Der Auszubildende darf weder Schwindel, noch Angst vor Höhe haben und muss unbedingt gewissenhaft und präzise arbeiten.

Für die Planung und Konstruktion ist ein mathematisches und physikalisches Verständnis empfehlenswert. Zu den „Softskills“, die man mitbringen muss, zählen Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit – alles, was auf der Baustelle anfällt, wird im Team erledigt.

Da der Beruf zu den Handwerksberufen zählt, welcher einiges an Kraft erfordert, sollte der Bewerber zum einen keine „zwei linken Hände“ besitzen und zum anderen körperlich fit und belastbar sein. Er sollte keine Scheu haben, anzupacken und keine Probleme darin sehen, im Freien zu arbeiten – egal ob bei 30 Grad im Sommer oder bei -10 Grad im Winter.

Als schulische Voraussetzungen ist der Hauptschulabschluss empfehlenswert. Aber auch Bewerber mit anderen Schulabschlüssen erhalten in der Regel eine Chance.

Bewerbung als Gerüstbauer/in

Die Bewerbung um eine Ausbildung im Gerüstbau ist bei einem auszubildenden Betrieb – einem speziellen Unternehmen für Gerüstbau – einzureichen. In der Regel wird die Bewerbung postalisch in Form einer Bewerbungsmappe verschickt.

Diese sollte ein aussagekräftiges Anschreiben, einen detaillierten Lebenslauf sowie alle erworbenen und für die Ausbildung relevanten Zertifikate und Zeugnisse enthalten.

Wer bereits ein Praktikum in einem Bauunternehmen absolviert hat, sollte dieses in jedem Fall erwähnen, um erste Erfahrungen deutlich zu machen und so die Chancen auf die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch erhöhen.

Auch die für die Praxis notwendigen Fähigkeiten sollten bereits im Anschreiben bzw. Lebenslauf deutlich gemacht werden. Wer mit guten Noten in Mathe und Physik punkten kann, hat ebenfalls eine realistische Chance, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.

Weitere Bewerbungstipps und Tricks!

Der Beruf zählt zu den risikoreichsten Berufen. Gleichzeitig ist er auch einer der wichtigsten Berufe im Handwerk, denn ohne Gerüstbauer/innen werden weder Arbeits-, noch Schutz- oder Traggerüste gebaut, so dass auch Maler und Verputzer Schwierigkeiten beim Verrichten ihrer Arbeit bekommen.

Auch bewegliche Arbeitsplattformen und Sonderkonstruktionen können nicht ohne Gerüstbauer hergestellt werden. Gleichzeitig fehlen vielen Betrieben ausreichend Bewerber, um ihre offenen Ausbildungsplätze besetzen oder ältere Fachkräfte, welche in Rente gehen, ersetzen zu können. Wer sich für den Gerüstbau interessiert, hat deshalb gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten und später vom Betrieb sogar übernommen zu werden.

Die körperlich anspruchsvolle Arbeit ist extrem selten bis zur Rente durchführbar. In der Regel werden innerhalb eines Arbeitsverhältnisses bestimmte Fortbildungen absolviert, die dann ab dem 40.-50. Lebensjahr für den Innendienst qualifizieren.

Die Chancen am Arbeitsmarkt steigen und fallen natürlich mit der Konjunktur auf dem Bau. In Zeiten des Baubooms werden immer händeringend Fachkräfte gesucht.

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